Musikalische Erinnerungen

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MUSIKALISCHE ERINNERUNGEN

Viele der Erinnerungen an die gelebte und erfahrene Musik sind im Nebel der Zeit verschwunden oder verschwommen. Einige eindrückliche und unvergessliche Erfahrungen sind mir aber im Gedächtnis geblieben. Dazu gehört das Konzert mit der Jazz AG des Goethe-Gymnasiums Ludwigsburg in der Gaststätte Engel in der Wilhelmstraße in den 1980er Jahren. Zum einen die erhebenden Soli eines befreundeten Musikers von Herrn Leuchtner (der nur an diesem Konzert teilgenommen hat) mit seiner verbeulten, grün angemalten Tuba.

Zum anderen gehört mein kraftvolles Solo an diesem Abend zu den wichtigen Momenten für mich. Danach hat mich ein Mitmusiker scherzhaft gefragt, welche Drogen man nehmen muss, um so ein Solo zu spielen. Dazu braucht man aber keine Drogen. Es geht nur um den musikalischen Fluss und die Fähigkeit, sich darauf einzulassen und sich dieser Kraft hinzugeben und der eigenen Kreativität freien Lauf zu lassen.

Dann gab es das Konzert der Band Møtørbøøt in der Gaststätte Hägenau in der Kammgarnspinnerei Bietigheim auch in den 1980er Jahren. Ich hatte leider heftige Rückenschmerzen zu dieser Zeit und wollte schon das Konzert absagen. Rolf Lichtblau hat mich am Telefon so lange bearbeitet, bis ich zusagte. Es ging dann auch relativ gut. Die Kneipe war räumlich in drei Bereiche unterteilt, wobei die Musiker im hinteren Bereich spielten. Ich merkte irgendwann, daß die Zuhörer im mittleren Bereich sich auch auf alle Tische gestellt haben, um etwas zu sehen.

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Und dann kam das Lied „Do you feel like we do“ von Peter Frampton an diesem Abend. Zu dem schnellen Anfangsteil hat Ingo Trautwein mir vorher erzählt, daß er keine Ahnung hat, was der Text dieses Teils ist. Was auch egal war. Dann kam der ruhige Abschnitt des Liedes, in dem Rolf mit seiner Talkbox am Anfang dieses Teils “Do you feel - - - - like we do“ mit seiner Stimme und Gitarre intoniert hat. Das darauf folgende laute “YEEAAAHHH“ der Zuhörer nach jeder Phrase hat (wohl nicht nur) mir heftige und wohlige Schauer bereitet.

Meine letzten eindrücklichen musikalischen Erfahrungen waren viele Konzerte mit der Local Funk Band. Leider existieren keine Aufnahmen von diesen Konzerten. Es gab unter anderem einige gute Auftritte in den 1990er Jahren in der Musikkneipe Oscar's in Esslingen und ein paar bemerkenswerte Open-Air-Konzerte. Wir haben mit der Local Funk Band damals bekannte Lieder originalgetreu interpretiert (einigen Mitmusikern wohl zu genau). Einzige Ausnahme war das Lied “The Thrill Is Gone“, deren bekannteste Version wohl die von B. B. King ist und die wir in einer eigenen und freien Version gespielt haben.

Die präsentesten Erinnerungen habe ich an die Konzerte der Local Funk Band in der Kneipe „Kathi's Fässle“ in der Kelterstraße in Bietigheim-Bissingen, von denen es mindestens drei gegeben hat. Der Wirt Giselher Bauer erzählte von den vielen „Gänsehautmomenten“, die diese Konzerte bei ihm hervorgerufen haben und die dafür sorgten, daß er uns immer wieder eingeladen hat. Einer dieser Gänsehautmomente war beim zweiten Auftritt das Lied “The Thrill Is Gone“, das ein wirklich außergewöhnlicher Moment war.

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Am Abend vor dem dritten Konzert habe ich am Tresen mitgearbeitet und (auch wegen Beziehungsthemen mit dem Wirtspaar) zu viel Whisky-Cola getrunken. Am nächsten Tag war ich ziemlich geplättet, das Konzert war aber trotzdem (oder gerade deswegen) sehr gut. Wir haben immer ein Baß- und Schlagzeugsolo in der Mitte von “Brick house“ der Commodores gespielt. An diesem Abend bin ich nach dem Baßsolo von Martin in Trance gefallen und spielte mein Solo in diesem Zustand. Mitten im Solo bin ich kurzzeitig wieder aufgetaucht, als ich einen sehr hohen Wirbel auf dem zweiten Tom spielte. Danach bin ich bis zum Schluß dieses Solos wieder weggetreten. Der Wirt war wohl einer der wenigen Zuhörer, der meine Trance bemerkt und mich danach darauf angesprochen hat. Das war das einzige Solo in meinem Leben, das in diesem leider unwiederbringlichen Zustand stattfand.

Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.   Gustav Mahler

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