Wahrnehmung

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WAHRNEHMUNG

Wie entstehen unsere Sinneseindrücke? Die Wahrnehmung des Äußeren wird von der Gesamtheit unseres Seins im Inneren geprägt (es führen z.B. mehr Nerven vom Gehirn zum Ohr als vom Ohr zum Gehirn). Und nur ein Bruchteil der im Gehirn ankommenden Sinneseindrücke kann bewußt verarbeitet werden. Es findet also eine individuelle Wahrnehmung statt, die vom Sein selektiert wird.

Die Erkenntnisfähigkeit des Bewußtseins ist von unserer Wachheit und von den erlernten und eingeübten Strukturen abhängig, die im Unbewußten und Emotionalen verankert sind. Wir können nur das erkennen, was in diese antrainierten Raster passt. Was dem nicht entspricht wird selektiv moduliert. Unsere Wahrnehmung der Wirklichkeit ist also nur das bereinigte Abbild einer Interpretation der gesteuerten Sinneseindrücke. Das bedeutet in letzter Konsequenz, daß nicht einmal zwei Menschen eine hundertprozentig übereinstimmende Wahrnehmung von einem Ereignis haben können.

EEG-Messungen haben ergeben, daß bei einer Wahrnehmung die Zentren der Sinneseindrücke nur zu ca. 10 % beteiligt sind. Das Gehirn ist also bei einer Wahrnehmung zum größten Teil mit sich selbst beschäftigt. Das Verständnis der Erfahrung kreiert das Gehirn also selbst und benutzt die Sinneseindrücke nur zur Bestätigung dessen, was es meint wahrzunehmen.

Noch subjektiver als unser Eindruck von der Welt ist unsere Selbstwahrnehmung. Ein kleines Experiment dazu:
In einer kleinen Gruppe (5 bis 10 Personen) verlässt eine Person für kurze Zeit den Raum. Die anderen sprechen sich in dieser Zeit ab und bringen der Person beim Wiedereintritt entweder tiefe Liebe und Verehrung oder Verachtung und Hass entgegen (nonverbal und ohne Handlungen). Wie ergeht es Ihnen, wenn Sie diese einzelne Person sind?

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Dieses kleine Experiment zeigt deutlich die unterschiedlichen eigenen Wahrnehmungen, die durch Impulse von Außen geprägt sind. Wir sind auf entsprechende Reflektionen von unseren Mitmenschen angewiesen, um unser Selbstbildnis herzustellen.

Ein weiterer Aspekt der Wahrnehmungsverzerrung sind unsere emotionalen Verletzungen. Sie führen uns in selbst produzierte Dramen, die die eigene Wahrnehmung nachhaltig verändern. Durch unsere meist vorhandene Unfähigkeit, dies zu verarbeiten und aufzulösen, kommen wir in einen Bewußtseinszustand, der die Problematik ins Außen projeziert und von uns als Bestrafung oder Schicksal empfunden wird. Solange wir uns in solchen Schleifen befinden, hilft uns kein destruktiver Perfektionismus oder pseudointuitiver Aktionismus aus diesem Zustand heraus.

Das größte Geheimnis ist der Mensch sich selbst.   (Novalis)

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